31.01.2022

In der letzten Woche traf ich mich mit dem Landschaftspflegeverband „ Elb-Havel-Winkel“ zu einem Vorort Termin. Auf dem Weg dorthin traute ich meinen Augen als Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal nicht mehr so richtig.

Vor dem Ort Klein Schwarzlosen wurde im großen Stil eine ca 2,5 Meter breite Hecke rigoros abrasiert, die Fahrzeuge am Rande trugen Landkreisaufschriften. Eine Hecke, die seit über 40 Jahren gut und erfolgreich etabliert ist und dem Kleingetier den nötigen Schutz gibt.

Nun bin ich in der Lage einen direkten Vergleich zu Tätigkeiten der Kreisstraßenmeisterei und Tätigkeiten von Landwirten in Bezug auf Kürzungen von Hecken vorzunehmen.

Mir kommt ein Fall in den Sinn, bei dem ein Landwirt in der Wische einen Teil seiner Hecke „ Auf den Stock“ setzte. Heißt im Klartext, starkes Herunterschneiden der Hecke, um sie im Frühjahr wieder frisch austreiben zu lassen und somit einen Mehrwert zum vorherigen vertrockneten Stand der Hecke erreichen zu können. Hecken die nur noch aus trockenem Geäst bestehen, bieten keinen guten Schutz für Vögel und Niederwild. Deshalb die Prozedur zum Wohle der Natur und den Tieren.

Dieser Vorgang kostete dem Landwirt eine 5-stellige Bußgeld Summe, obwohl die Hecke im nächsten Frühjahr wieder top ausgetrieben hatte. Sein Fehler war, dass er die Maßnahme nicht angezeigt hatte.

Seinerzeit hatten wir als Verband versucht eine Heckenrichtlinie für den Landkreis zu etablieren, um in einem Zeitabschnitt von 10 Jahren eine gute Planungssicherheit für die Heckenpflege durch die Landwirte zu erreichen. Das Ergebnis war niederschmetternd und scheiterte am Kontrollsystem des damaligen Leiters des Umweltamtes.

Heckenschnitt ist Winterarbeit und sehr wetterabhängig  die Natur passt sich eben nicht Kontrollvorgängen an. Ein über die Jahre abgestimmter Heckenschnittplan hätte hier Abhilfe schaffen können. Vielleicht nehmen wir das noch mal in die Agenda mit auf!

Was aber veranlasst nun den Landkreis Selbiges mit noch verschärfterem Rückschnitt bis hin zum nicht mehr möglichen Austrieb im Frühjahr dazu, solche Maßnahmen durchzuführen?

Die Pflaumenbäume, die 2015 dort in die Hecke gepflanzt wurden, werden in ihrem Wuchs behindert, wer hätte das gedacht.

Ein Schelm, der jetzt Böses denkt.

Diese Feststellung, die schon 2015 getroffen wurde, hätte zu einem anderen Pflanzergebnis führen müssen. Wenn die alten Obstbäume ersetzt werden mussten, gibt es auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein gutes Plätzchen.

Nun wird es sicherlich mehrfach solche massiven Rückschnitte geben, weil Bäume ja bekanntlich langsamer wachsen als Hecken.

Als nächstes stellt sich die Frage, warum es unbedingt Obstbäume sein mussten. Wachsen Birnen, Äpfel oder Beeren am Straßenrand, traut sich nicht jeder daran: Oft ist auch die Eigentumsfrage unklar, zudem wirken Verkehrsabgase abschreckend. Verbraucherschützer raten dazu, die Zehn-Meter-Regel zu beachten, da die Abgase nicht unerheblich sind. Nun ist der Verkehr in Klein Schwarzlosen sicher überschaubar, aber die Pflege der Obstbäume bleibt ein höheres Arbeitspensum als das von Linden oder Eichen oder anderen Laubbäumen.

Ein letzter Einwand sei mir noch gestattet. Die Entfernung der Hecke in kürzester Zeit auf solch einem langen Abschnitt, ist mir ebenso unverständlich. Kleinere Abschnitte an den Bäumen direkt hätten die Wirkung auch erzielt und das Niederwild teils seinen Lebensraum gelassen.

Hier scheint der Verdacht, dass manchmal mit zweierlei Maß gemessen wird sehr hoch. Es liegen jedoch einige Jahre zwischen den genannten Vorfällen.

Beide „Parteien“ wollen die Natur schützen und beleben, der eine zahlt ein Bußgeld und die Verwaltungsstelle schafft Arbeit für die Schneefreie Winterzeit.

Ich hoffe, dass der Rückschnitt wenigstens effektiv für eine Benjeshecke genutzt  und der gute Wille vieler Landwirte die vielen wunderbaren Hecken in unserem Landkreis zu erhalten, nicht gleich mit dem Bürokratiehammer wieder zunichte gemacht wird.

Wenn zwei das Gleiche tun, sollte es auch gleichbehandelt werden.

Kerstin Ramminger

                                                

Vorher                                                nachher                                                          nachher

 

kein Austrieb mehr möglich