21.02.2020

Unsere diesjährige Mitgliederversammlung befasste sich vor allem mit der Situation der Bauern im Jahr 2019.

Hier ein paar Auszüge aus der Rede unseres Vorsitzenden André Stallbaum.

Das Jahr 2019 sollte das Auffangjahr der Dürreschäden von 2018 werden, um wieder Geld in die klammen Kassen unserer Betriebe fließen zu lassen. Leider schenkte uns 2019 noch mehr Sonne und noch weniger Regen, um Auskommens reiche Ernten einzufahren, war dies nicht von Vorteil. Wir leben von und mit der Natur, aber solche Extreme in 2 aufeinanderfolgenden Jahren, sind nicht leicht aufzufangen. Dies brachte viele an ihre Existenzgrenze, einige haben es nicht geschafft.

Beim Wetter sind unsere Einflüsse eher gering, aber auf dem politischen Spielfeld müssen wir uns durchboxen.

Wenn politische Restriktionen weiter verschärft werden, so tötet das mittelfristig die Existenz unserer landwirtschaftlichen Betriebe – und zwar in allen ihren Betriebsformen.

Exemplarisch zu nennen sind hierbei vielleicht die Anforderungen an Hofschlachtereien und Direktvermarkter für Kleinbetriebe und die Diskussion über die Novellierung der Düngeverordnung, die alle Betriebsgrößen trifft.

Das Tierwohl, die Tierhaltungsformen und die Bedingungen waren 2019 in vieler Munde, auch bei denen, die nicht mit fachlicher Kompetenz glänzen können. Ein jeder Konsument darf und soll eine Meinung dazu haben, aber er oder sie möge sich bitte vorher vernünftig über das Thema informieren – am besten in einem Gespräch mit dem Tierhalter von nebenan. Und – noch viel wichtiger: Das erworbene Meinungsbild möge sich dann bitte auch im Kaufverhalten widerspiegeln.

Eine weitere Baustelle, die uns Kopfzerbrechen bereitet, ist die zunehmende Entfernung zwischen uns „Landeiern“ und den hippen Konsumenten, die mittlerweile eben nicht mehr nur in den Metropolen zu finden sind. Unsere Gesellschaft ist „satt“ – und das ist auch gut so! Konsumenten haben Ansprüche – und das ist auch gut so!

Was jedoch nicht gut sein kann, ist, dass durch permanentes Sticheln großer Umweltorganisationen wie WWF, BUND, NABU oder Greenpeace die hiesige, äußerst engmaschig und streng kontrollierte Lebensmittelerzeugung an den Rand ihrer wirtschaftlichen und emotionalen Existenz gebracht wird.

Natürlich stellen wir uns nicht als unantastbar hin – nicht umsonst gab es im vergangenen Jahr wieder und wieder Gespräche und von uns initiierte Austauschrunden mit unseren lokalen Vertretergruppen der eben genannten Organisationen – allesamt mit dem Ergebnis, dass unsere Probleme und auch Möglichkeiten verstanden werden und man gemeinsam daran arbeiten müsse. Geht doch! Nur gemeinsam können wir dort eine Lösung erarbeiten.

Jeder muss selbst entscheiden, was er will:

5 Brötchen zum Preis für 3 kaufen und 2 wegschmeißen ist nicht der Weg, den wir gehen müssen.

Werbeprospekte lesen, losrennen und das günstigste Fleisch kaufen, das ich kriegen kann, ist nicht der Weg, den wir gehen müssen.

Keine Werbung auf Grundnahrungsmittel und kein Verkauf dieser unter dem Einstiegspreis, das wäre mal ein Gesetz, welches uns weiterhelfen könnte, ohne gleich wieder den Sozialismus ausrufen zu wollen.

Der Lebensmitteleinzelhandel bewirbt Grundnahrungsmittel um auch Artikel aus aller Welt, die nicht nachhaltig produziert werden zu vermarkten. Macht die Augen auf liebe Verbraucher und schaut woher die Dinge stammen, die ihr hier verkonsumiert. Regional ist der einfachste Klimaschutz!

Kommt auf unsere Höfe und redet mit uns, auch wir sind Verbraucher und kaufen regelmäßig Lebensmittel – in den meisten Fällen sind wir gedanklich gar nicht so weit voneinander entfernt!

Unseren nächsten Dialog mit den Studenten und Verbrauchern haben wir schon eingeplant. Seid mit dabei und erklärt Landwirtschaft mit all seinen Facetten.