10.11.2022

Erfreut waren wir, das viele junge Landwirte aus den Mitgliedsbetrieben an der Mitgliederversammlung in Iden teilnahmen. Trotz vieler Arbeiten, die auf den Flächen noch anstehen, nahm man sich die Zeit für den Verbandstag.

Als Gäste begrüßte unser Vorsitzender André Stallbaum den Präsidenten des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. Olaf Feuerborn und Katharina Elwert, Referentin für Agrarpolitik des Landesverbandes.

Im Geschäftsbericht hob André Stallbaum heraus, dass fachliche Praxis, Wissenschaftlichkeit und gesunder Menschenverstand  für einige politische Vertreter auf EU und Bundesebene scheinbar Fremd- oder Unwörter sind. Die Zeit, uns um die Anbaukulturen und Nutztiere zu kümmern wird dünner und dünner. Aufzeichnungspflichten, Kontrollen in den Betrieben – auch in der Erntezeit, hohe Hürden bei der Antragsstellung und ein versuchter Durchblick in die neuen GAP Regelungen rauben uns unnötig Zeit und Kraft. Trotzdem bleiben wir am Ball, weil wir die Arbeit auf dem Feld und im Stall lieben.

Er ging ebenso auf die Thematiken Hangneigungskulissen, GAP, Wolf und Rote Gebiete ein, die uns mehr denn je beschäftigten.

Wo konnten wir punkten? – Das sind viele kleine Stellschrauben, die wir im Sinne der Landwirtschaft bewegen, sei es bei der Stellungnahme zum regionalen Entwicklungsplan wo Landwirtschaft nicht vorkam und die Haltung von Wasser in der Fläche von uns schon aktiv im Jahr 2021 angesprochen wurde oder die vielen Schlichtungen zwischen Verwaltung und Landwirten auf allen Ebenen.

Der Kontakt mit den politischen Ebenen bis hinauf zur EU bestimmt einen großen Teil unserer Arbeit, denn nur hier können wir Probleme ansprechen und Fakten plazieren.

Sehr intensiv begleiten wir die Bauvorhaben „Ostkorridor Nord“ und die Trasse „SüdOstLink+“ der 50 Hertz Gruppe. Hier ist es wichtig die Flächenverbräuche niedrig zu halten und die A+E Maßnahmen gemeinsam zu besprechen und am besten über die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt einzufangen. Beim Ostkorridor sind die Bahnübergänge ein entscheidender Faktor für uns, um den Landwirten ihre Mobilität zu den Flächen zu erhalten. Es geht um Übergangsbauten wie Brücken oder Bahnschranken, die gerne mal weggelassen werden, da Pflege und Wartung enorm teuer sind, für die Zuwegung zu unseren Flächen aber von essentieller Bedeutung.

Die Gespräche mit dem Landrat Patrick Puhlmann sind für uns immer zielführend und er setzt sich besonders für die Landwirtschaft ein, so geschehen beim Ackerrandgespräch oder bei der besonderen Stellung der Landwirtschaft in der Beregnungsverordnung. Der Landrat hat einen „4 – Augen -Termin“ mit unserer Geschäftsführerin und dem Minister für Umwelt Prof. Willingmann ermöglicht. Ein gutes Gespräch auf Augenhöhe in Bezug auf Existenznöte von Betrieben bei Polderbauten und das Versprechen, uns und die Betroffenen auf dem Weg dahin mitzunehmen und Lösungen für alle zu finden waren das Ergebnis. Danke dafür.

Die Lage unserer Landwirtschaft in Deutschland ist nach Beginn des Ukrainekrieges dramatisch geworden. Exorbitant hohe Kosten bei den Betriebsmitteln, Lieferschwierigkeiten beim Dünger, Stromkosten in unvorstellbarem Ausmaß, was in Summe leider unsere Tierhalter mal wieder am stärksten trifft. Die gesamte Wirtschaft steht wohl vor einer Rezession, deren Folgen nicht mehr abschätzbar sind. Jeder ist betroffen, ob privat oder betrieblich. Ganz wenige von uns konnten von den unerwartet guten Getreidepreisen profitieren, die meisten jedoch nicht. Die Kosten bleiben!

Die EU baut auf 50% weniger Pflanzenschutzmittelausbringung und sogar 0% auf geschützten Flächen, für Herrn Özdemir ist der Einsatz von synthetischen Düngemitteln zu energieintensiv – lieber alles extensiv und klimaschonend. Einem Minister für Umwelt könnte man diese Aussagen noch leidlich unterschieben, jedoch sollte ein Minister für Landwirtschaft dem Koalitionsgedanken folgen: „gemeinsam mit den Bauern in die Zukunft“. Zukunft für uns heißt nicht: Extensivierung aller landwirtschaftlichen Produktionsprozesse, sondern Produktion für den Markt, für den Verbraucher und dessen Geldbeutel bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe gestärkt durch politisch gut flankierte finanzielle Möglichkeiten der Förderung für den Naturschutz.

Zum Abschluss seiner Rede verwiess André Stallbaum auf ein positives Ereignis. Im nächsten Jahr wird der Kreisverband 30 Jahre, da werden wir im März ordentlich feiern. Einladungen folgen natürlich.

Kerstin Ramminger