15.08.2018

Tangermünde war ein gut gewählter Ort für die erste Begegnung betroffener und interessierter Anlieger der Elbe und dem MULE, denn hier beherrschte wie auch ostelbisch 2013 das Wasser die Region. Die ist in den Köpfen noch sehr präsent und wird es auch bleiben.

Neue Hochwasserschutzmaßnahmen sollten durch das MULE und dem Landesamt für Hochwasserschutz vorgestellt werden, aber außer einer Broschüre am Eingang kamen die bei uns im Landkreis vorgesehenen Maßnahmen nicht auf den Bildschirm.

Der Schartauer Polder wurde genannt, aber der liegt im Landkreis Jerichower Land!

Herr Gruber,1. Beigeordneter, wies das Mule daraufhin, dass in der Bevölkerung sehr emotional mit den Vorgängen umgegangen wird und die Verantwortlichen den Dialog suchen müssen.

Ministerin Dalbert erklärte darauf hin, dass die Menschheit der Elbe im Laufe der Jahre 80 km Flusslauf genommen hat. Städte und Wirtschaftsstandorte haben sie eingeengt und wir geben ihr in Sachsen- Anhalt Retentionsräume zurück.

Stemmen muss diese Aufgabe zum sehr großen Teil die Landwirtschaft, indem sie auf Flächen verzichtet oder Ackerflächen zu Grünlandflächen gemacht werden und somit einen hohen Wertverlust für den Landwirt darstellt.

4000 Hektar hat das Land Sachsen-Anhalt an landwirtschaftlichen Flächen aus dem Fond der BVVG abgekauft und stellt es den Landwirten als Tauschflächen zur Verfügung, so die Aussage der Ministerin Dalbert.

Heißt aber auch, ein Landwirt muss seine gepachteten Flächen abgegeben, an einen anderen Landwirt, der diese als Ersatz für Deichrückverlegungen bekommt. Eine win win Situation für die Landwirtschaft ist das nicht. 

Landesamtschef für Hochwasser Burkhard Henning erläuterte auf Anfrage, dass es ein Konfliktpotenzial zwischen Hochwasserschutz und Naturschutz gibt.

Lebensraumtypen könnten sich verschlechtern, wenn mehr und länger Wasser auf der Fläche steht. Dies ist nicht hinzunehmen. LRTs müssen auf jeden Fall erhalten bleiben.

Klingt nach Naturschutz vor Hochwasserschutz? Was ist mit der Wirtschaftskraft Landwirtschaft im ländlichen Raum – zählt die weniger oder gibt es gar keinen Konflikt aus Sicht der Macher? 

Ein Landwirt gab zu bedenken, dass er nach Abgabe der Stellungnahme zu Deichrückverlegungen vom Landesverwaltungsamt die schriftliche Aussage bekam, dass sie nicht verpflichtet wären, auf die Stellungnahme zu antworten.

Soviel zum Thema wir treten in den Dialog und nehmen Sie und Ihre Ängste ernst. 

Entschädigungen der Polderbauern sind jetzt per Gesetz geregelt und werden im Planfeststellungsverfahren klar definiert, so die Aussage der Ministerin.

Stimmt nicht ganz, denn bestehende Polder sind von dieser Regelung ausgenommen. Dies betrifft im LK Stendal auch die Havelpolderbauern, die dann nach staatlich angeordneter Flutung, vielleicht je nach Kassenlage, eine Entschädigung dafür enthalten ihr Eigentum für den Hochwasserschutz nachgelagerter Städte geopfert zu haben.

Ministerin Dalbert versprach zum Abschluss der Veranstaltung, lange vor dem Planfeststellungsverfahren, mit allen Beteiligten Gespräche zu führen, um einen konfliktarmen Prozess im Verbund des Maßnahmenkomplexes hinzubekommen.

Wir nehmen Sie beim Wort Frau Ministerin Dalbert und hoffen, dass sie offen sind für Vorschläge, Ideen und Anregungen der Menschen, die vor Ort irgendwann mit all den Einschränkungen, die auf sie zukommen werden leben und arbeiten müssen.