Die Felder sind abgeerntet, der Boden wird für das neue Saatbeet vorbereitet. Aber halt, einige Kulturen stehen noch fest in der Krume, so auch die Zuckerrübe.
Die Anbaufläche im Landkreis Stendal beträgt in diesem Jahr 1.863 Hektar, 2019 waren es 1.736 Hektar.
Der lateinische Name der Zuckerrübe lautet: Beta vulgaris, sie gehört botanisch zur Familie der Fuchsschwanzgewächse. Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr eine oberirdische Blattrosette aus breitflächigen Laubblättern und eine fleischige Rübe entwickelt. Erntet man die Zuckerrübe im ersten Jahr nicht zur Zuckergewinnung, dann bildet sie im zweiten Jahr einen Blütenstand aus, der bis zu 2m hoch werden kann. Das erfolgt jedoch nur zur Samengewinnung.
Die Rübe wird im ersten Jahr geerntet, da der Zuckergehalt der Rübe und somit der wirtschaftliche Nutzen für die Landwirte am höchsten ist. In dieser Zeit werden Reservestoffe in der Rübe gespeichert und das nutzt der Landwirt für sich aus.
Im März/ April wird in Einzelkornaussaat in Abständen von 16-23 cm ausgesät. Das Saatgut ist pilliert, das heißt, ein Korn ist ummantelt und kann in runder Form einzeln in den Boden gebracht werden. Das erspart das leidige Rüben verziehen, dass unseren Altvorderen noch einen krummen Rücken bescherte.
Zuckerrüben können auf Grund ihrer langen Wurzeln Stickstoffüberschüsse von den Vorfrüchten aus dem Boden verwerten, sie selbst hinterlassen aber kaum Nitrat im Boden, weil sie bis in den Spätherbst hinein Nährstoffe aufnehmen. Somit kann einem Nitrateintrag im Grundwasser vorgebeugt werden.
Die Blätter der Zuckerrübe wachsen schneller als die Rübe selbst. Eine Pflanze kann bis zu 60 Blätter ausbilden, die dann das Sonnenlicht sehr optimal einfangen können und die Photosynthese vorantreiben.
Bis zu 8 Prozent der Lichtmenge wandelt die Pflanze in Zucker um. Chemisch würde man dies als Saccharose bezeichnen.
Die Zuckerrübe ist also ein Naturprodukt direkt vom Feld. Bei einem durchschnittlichen Rübengewicht von 1500 Gramm, können etwa 250 g Zucker erzeugt werden.
Mit dem Rübenroder geht es dann ab Mitte September an die Ernte, nach etwa 180 Tagen ist die Rübe reif dafür.
Der Rübenroder entfernt die Blätter, nimmt die Rüben aus dem Boden, etwas Erde wird abgestreift und die Rübe fällt in den Vorratsbehälter.
Die Blätter verbleiben als Gründung kleingehäckselt auf dem Acker zurück.
Die Rübe wird am Feldrand gelagert, eine sogenannte Rübenmiete, bis ein Termin zur Lieferung an die Zuckerfabrik hergestellt ist.
Mit der Rübenmaus werden die Rüben dann aufgenommen, gereinigt und in die Transportfahrzeuge verladen.
Die Zeit der Ernte, dem Abtransport zur Zuckerfabrik und der Verarbeitung dort, nennt man Kampagne. Sie kann von Mitte September bis in den Januar andauern.
Die Zuckererzeugung aus Rüben ist eine sehr nachhaltige Art des Anbaus, denn alle anfallenden Stoffe bei der Rübenverarbeitung werden konsequent genutzt.
Viele Landwirte lassen sich deshalb auch für ihren Zuckerrübenanbau durch Qualitätssicherungssysteme wie QS freiwillig überprüfen.
In der Zuckerfabrik werden die Rüben in der Rübenwaschanlage gereinigt und in dünne Schnitzel geschnitten. Im Extraktionsturm löst dann heißes Wasser den Zucker aus den Rübenschnitzeln heraus. Es entsteht ein Rohsaft mit einem Zuckergehalt von etwa 15 Prozent. Alle Nichtzuckerstoffe werden mit Kalkmilch und Kohlensäure heraus gefällt.
Dem entstandenen Dünnsaft, eine gelbliche Flüssigkeit, wird Stück für Stück die Flüssigkeit entzogen und nach einem gewissen Verhältnis von Zucker und Wasser bilden sich Zuckerkristalle – der dickflüssige Kristallbrei ist geboren.
Der wird in Zentrifugen abgeschleudert und es bleibt unser guter weißer Zucker zurück.
Die Reste der Rübenschnitzel werden zu Pellets verarbeitet und sind wertvolles, energiereiches und lagerfähiges Viehfutter.
Was für eine tolle Knolle – nachhaltig bis zum letzten Rübenschnitzel.