29.01.2019

Natura 2000 „Geschrei“ für Subventionen 

Der Kreisbauernverband Stendal möchte auf den Artikel von Andreas Wenk aus Schönhausen in der Volksstimme vom 10. Januar Bezug nehmen.

Dem Verfasser des Artikels scheint nicht bewusst zu sein, dass er zwei  Vorgänge in einen Topf geworfen hat. Zum einen erhalten Landwirte keine Subventionen sondern einen staatlichen Ausgleich, um die Lebensmittelpreise stabil und vor allem niedrig zu halten. Übrigens in den fünfziger Jahren durch die SPD eingeführt, um unter anderem auch Wählerstimmen zu erhalten. Ein politischer Wille, der nicht durch die Landwirte gefordert wurde, da hier maßgeblich die Wettbewerbsfähigkeit verloren gegangen ist.

Zum anderen reden wir über private Flächen zumeist, Grünland (also fallen ihre Monokulturweisheiten schon mal raus), die betroffenen sind. Landwirte bewirtschaften diese Flächen seit hunderten von Jahren und bieten den Wiesenbrütern Schutz und Platz für ihre Gelege. Ganz außer Acht gelassen hat Herr Wenk, dass wir massive Ausbreitungen von Waschbären, Mink und Marderhund haben, die gerne Gelege von Wiesenbrütern vertilgen. Hier sehe ich keine Initiativen von den Umweltverbänden dieser Sache Herr zu werden Hier werden die Jäger alleine gelassen.

Einfacher ist es auf die einzudreschen, die unsere Wiesen pflegen, abmähen und Brutflächen zur Verfügung stellen.

Nun aber zum Natura 2000 Ausgleich. Zwischen 130 – 200 Euro je Hektar erhalten Landwirte zur Zeit dafür, bestimmte Mahdtermine einzuhalten, Mahdtermine auszusetzen und Nester weiträumig zu umfahren, ein Milchviehbetrieb fährt aber Verluste von 400 – 450 Euro ein, also ein Minusgeschäft.

Die neue Natura Verordnung ist bestückt mit einer Vielzahl an weiteren Verboten, die auf privaten Flächen ausgesprochen werden, ohne eine gesetzlich geregelte Entschädigung dafür zu erhalten. Heißt im Klartext- kalte Enteignung. Ob sich das jeder Bürger für sein Grundstück gefallen lassen würde, bezweifele ich.

Ein Milchviehbetrieb, der übrigens auch Arbeitgeber in der ländlichen Region ist und damit eine hohe Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern hat, muss Auflagen erfüllen, die ihn jetzt an den Rand seiner Existenz bringen, wenn kein Ausgleich erfolgt.

Können die Wiesen nur teilweise genutzt und eine normale Nährstoffversorgung nicht erfolgen, leidet die Qualität der Wiesenpflanzen und somit die Qualität des Futters für die Milchkühe.

Um die Qualität des Futters zu halten, muss aus anderer Quelle dies beschafft werden, um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, ansonsten ist das Aus für unsere Milchproduktion vorprogrammiert. Dieses Geld hat das Land nicht, gönnt sich aber diese Verbotsordnung.

Was geschieht, wenn die Milchbauern aufgeben?

Keiner mäht die Wiesen, es wird zu hohen Anteilen an Verbuschungen kommen, Naturschutzverbände stemmen dann Projekte aus dem Boden mit viel Steuergeldern aus, zum Beispiel Leaderprogrammen, um den Urzustand wiederherzustellen.

Milch kommt aus anderen Ländern, die meist nicht den hohen Standards unterliegen wie in Deutschland.

Arbeitsplätze gehen verloren und die vielen kleinen Nebentätigkeiten die Landwirte für ihre Dorfgemeinschaft leisten, oft ohne Bezahlung, bleiben aus.

Wenn wir das alles wollen, sollten wir die weiter beleidigen, die uns mit Lebensmitteln in hoher Qualität versorgen und darauf bedacht sind, ihre Lebensgrundlage Boden, Wasser, Luft und Insekten (sprich Natur) im guten Zustand zu erhalten.

Kerstin Ramminger

Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal