Der Ausschuss für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt des Landtages Sachsen-Anhalt befasste sich am 19. Januar mit dem Thema „ Entwicklung des Wolfsbestandes-Probleme und Konsequenzen“. Dazu wurde verschiedenen Verbänden im Land Gelegenheit gegeben, sich zu diesem Thema direkt im Ausschuss zu äußern oder eine schriftliche Stellungnahme einzureichen.
Wir als Verband haben beides in Anspruch genommen. Gemeinsam mit dem Bauernverband Börde bereiteten wir uns auf diesen Tag vor.Es gab eine Vorbesprechung mit den anderen landwirtschaftlich geprägten Verbänden, eine abgestimmte Stellungnahme zwischen Landesverband, BV Börde und KBV Stendal, die dann auch vorgetragen wurde.
Kernforderungen unserseits sind:
- Regulierung des Wolfsbestandes und Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen nach Rissen an Nutztieren
- Abbau der hohen Bürokratiehürden zur Entschädigung nach Wolfsrissen
- 100 % Begleichung aller Kosten, die dem Weidetierhalter für den Schutz seiner Tiere vor dem Wolf entstehen
- Zeitnahe Offenlegung aller relevanten Daten zum Wolf – Risse, DNA, Vorkommen, anfallende Kosten
Begründung:
Für uns und aus Sicht vieler Wissenschaftler ist der Schutzstatus erreicht, erkennbar an der mittlerweile sehr verdichteten Besiedlung im Norden unseres Bundeslandes und mit der Reproduktion von 130 Welpen in den letzten beiden Jahren (nur in Sachsen-Anhalt). Der Wolf hat ein großes Nahrungsangebot und vielfältige Möglichkeiten sich auszubreiten.
Vorhanden sind in Sachsen-Anhalt 22 Rudel, 3 Paare und 69 Welpen, die sich in 25 Territorien aufhalten. Vergleicht man das mit dem Vorjahr zum Zeitpunkt April 2020 mit 19 Rudeln, 4 Paaren und 61 Welpen in 24 Territorien.
Die Anzahl der Risse und Übergriffe ist im Vergleich zum Vorjahr zurück gegangen, besagt die Statistik des Wolfskompetenzzentrums in Iden. Aus den Gesprächen mit unseren Mitgliedern stellen wir fest, dass die Meldungen der Risse stark abgenommen hat.
Hier müssen wir gegensteuern, denn die politischen Vertreter sagen klar, ohne Hinweise darauf, vertrauen wir auf die Statistik.
Welche Beweggründe haben die Weidetierhalter, die Risse nicht mehr zu melden.
- der hohe bürokratische Aufwand, der erfüllt werden muss, um eine Entschädigung zu erhalten, die wenn überhaupt, dem Tageswert des Tieres entspricht
- Die Bearbeitung der Rissentschädigung, wo vom Wolfskompetenzzentrum aus Sicht Betroffener nur Gründe gesucht werden, die einer Entschädigung entgegenstehen, schreckt viele ab. Beispiele aus der Praxis gibt es viele, schon 2cm Abweichung der Richtlinien beim Zaunbau führten zur Versagung der Entschädigung oder eine Nichterfolgte Doppelzäunung an einer stillgelegten Bahnlinie ebenso. Hier braucht es eine deutlich wohlwollendere Begleitung durch das WZI.
Ohne Weidetierhaltung ist auch unsere Kulturlandschaft gefährdet. Weidetiere halten Landschaften offen und minimieren die Verbuschung, sie werden zur Deichpflege im Hochwasserschutz eingesetzt und viele Pflanzenarten sind auf den Verbiss angewiesen. Im Fell und im Kot der Tiere werden Samen transportiert und verbreitet. Insekten benötigen den Blütenreichtum dieser Flächen oder profitieren ebenfalls vom Kot der Tiere.
Unsere Weidetierhalter müssen unterstützt werden, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten, Gängeleien führen da eher zu Konflikten.
Es gibt keinen Herdenschutz, der nicht schon mal vom Wolf überwunden wurde und deshalb benötigen die Halter der Tiere zum Überleben dringend die finanzielle Unterstützung, um sich gegen den Wolf zu wappnen und durch Risse getötete und verletzte Tiere neu anschaffen zu können.
Dazu gehört natürlich auch, die Wölfe zu entnehmen, die großen Schaden anrichten, bis hin zur Bewirtschaftung des Wolfes, wie es mit vielen anderen Tierarten auch erfolgt.